- Forschungs- und Erinnerungsarbeit zu Zwangsarbeiterschicksalen und NS-Geschichte im Harzgebiet -
Erinnerungsstätten an Unmenschlichkeiten des Nationalsozialismus im Landkreis Goslar
Der Landkreis Goslar - eine übersicht
Der Landkreis Goslar in seiner heutigen Gestalt ist aus den drei niedersächsischen Gebietsreformen 1972, 1974 und 1977 hervorgegangen und dehnt sich in auffälliger Nord-Süd-Richtung über 964 Quadratkilometer aus. Er ist sowohl ein Harzkreis als auch ein Vorharzkreis. Der Waldanteil an seiner Gesamtfläche beträgt fast 60%. Gewerbe und Industrie sind im wesentlichen am Nordharzrand angesiedelt.
Seine mehr als 155 000 Einwohner weisen in Bad Harzburg und Goslar einen überdurchschnittlichen Anteil von älteren Mitbürgern - 65 Jahre und älter - aus.
Fremdenverkehr, Bildungsstandorte, Dienstleistungen, Gewerbe und Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft prägen das Erwerbsleben des Landkreises. Große Teile der Wälder liegen im Naturpark und Nationalpark Harz. Seit 1999 hat der Landkreis eine "eingleisige" Verwaltung. An seiner Spitze steht Landrat Peter Kopischke aus Seesen.
Der Landkreis Goslar umschließt verwaltungsmäßig zehn kommunale Einheiten mit folgenden Stadt- bzw. Ortsteilen: Bad Harzburg mit Bettingerode, Bündheim, Eckertal, Göttingerode, Harlingerode, Schlewecke und Westerode; Braunlage mit Hohegeiß; Goslar mit Hahndorf, Hahnenklee-Bockswiese, Jerstedt und Oker; Langelsheim mit Astfeld, Bredelem, Lautenthal und Wolfshagen; Liebenburg mit Groß und Klein Döhren, Dörnten, Heimerode, Heißum, Klein Mahner, Neuenkirchen, Othfresen und Upen; Lutter a. Bbge. mit Hahausen, Nauen, Neuekrug, Rhode und Wallmoden (Bodenstein, Alt- und Neuwallmoden); Samtgemeinde Oberharz mit den Mitgliedsgemeinden Altenau und Clausthal-Zellerfeld einschließlich Buntenbock, Schulenberg und Wildemann; Sankt Andreasberg; Seesen mit Bilderlahe, Bornhausen, Engelade, Herrhausen, Ildehausen, Kirchberg, Mechtshausen, Münchehof und Rhüden; Vienenburg mit Immenrode, Lengde, Lochtum, Weddingen, Wennerode, Wiedelah und Wöltingerode.
Erinnerungsstätten und Gedenksteine im Kreisgebiet
Wegen der Vielschichtigkeit der historischen Vergangenheit und seines Zusammenwachsens aus verschiedenen Gebietsteilen sind neun der zehn Kommunen gleichlautend schriftlich befragt worden, ob in ihrem "Einzugsbereich" Gedenkstätten und/oder -orte für die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft errichtet worden seien. Sie wurden außerdem befragt, welchen "Charakter" (Stein, Tafel o.ä.m.) diese hätten, wer sie geschaffen habe, seit wann sie bestünden, wo sie sich befänden, wer sie betreue, ob es Publikationen über sie gäbe und ob sie öffentlich zugänglich seien.
Inzwischen haben alle geantwortet, allerdings mit unterschiedlicher Ausführlichkeit und Bereitwilligkeit. Die Ergebnisse dieser Befragung sind - was das Auffinden der Stätten betrifft - in alphabetischer Reihenfolge der Kommunen festgehalten worden und sollen das Wiederfinden und Erinnern erleichtern. Die Kommunen Liebenburg und Lutter a. Bbg. haben keinerlei derartige Erinnerungsstätten in ihren jeweiligen Einzugsbereichen. Auf eine umfassende Darstellung der Geschichte des Nationalsozialismus wird verzichtet und entsprechendes Grundwissen vorausgesetzt. Die Literaturhinweise können bei der Vertiefung helfen.
"Erblasten" des Landkreises Goslar sind - unter Einbeziehung der Stadt Goslar - aus seiner kurzen "braunen" Vergangenheit zum einen, dass die Stadt Goslar "Reichsbauernstadt" geworden war, vor deren Toren das "Reichsmusterdorf" Jerstedt lag. Ein besonderes Erbstück aus dieser Zeit ist, dass sich auf dem Friedhof Hildesheimer Straße noch immer die (bombastische) Grabstätte des Reichsbauernführers Walther Darré befindet und gepflegt wird.
Die Ausbeutung von Fremd- und Zwangsarbeitern, insbesondere in der Montan- und Hüttenindustrie, z.B. im Rammelsberg, Goslars Schicksalsberg, in den Okerhütten sowie den Firmen Gebr. Borchers/H.C. Starck und anderen Werken (dokumentiert in unserer Wanderausstellung "Gebt uns unsere Würde wieder"), aber auch im Sprengstoffwerk Tanne in Clausthal-Zellerfeld und in den Metallwerken Silberhütte in Sankt Andreasberg, ist mit unterschiedlichem Kenntnisstand nachgewiesen und historisch aufgearbeitet. über das Schicksal der Juden, vor allem in der Stadt Goslar, haben Cramer und Lange lesenswerte Arbeiten veröffentlicht.
Durch Teile des Landkreises führten zu Kriegsende einige Evakuierungsmärsche von Häftlingen und Gefangenen aus den Konzentrationslagern oder ihren Außenstellen, die unmittelbar am Harzrand lagen, aber auch von weiter entfernt in den industriellen Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr liegenden KZ. Umfangreich sind die Kapitel in der Literatur, die sich mit der Verfolgung und Drangsalierung politisch Andersdenkender befassen. Die 2001 erschienene Chronik von Astfeld mag beispielhaft dafür genannt werden.
Dank der tatkräftigen Mithilfe aus den Kommunen des Landkreises konnte für diese Erinnerungsstätten eine Reihe Materialien zusammengetragen werden, die zugleich zum eigenen Weiterforschen nach den "Fußspuren und Fingerabdrücken" einer beklemmenden Zeit ermuntern möchten. Erreicht werden soll aber ebenfalls, dass diese stummen Zeugen unrühmlicher deutscher Geschichte in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Neugierigen und Interessierten aufgesucht werden. Sie "erzählen" ihre eigene Geschichte selbst; Wegebeschreibungen dorthin befinden sich bei den einzelnen Orten.
Bad Harzburg
Die Stadt Bad Harzburg hat Opfer des Faschismus auf verschiedene Weise geehrt. Sie hat zum einen einigen ein Denkmal in Form von Straßennamen gesetzt:
- im Stadtteil Bündheim die Dr.-Heinrich-Jasper-Straße in Fortsetzung der Herzog-Julius-Straße.
- im Neubaugebiet Auf der Heide östlich der Bahnlinie und westlich der Westeröder Straße den Geschwister-Scholl-Ring
- im Stadtteil Schlewecke zwischen Breite Straße und Herbrink die Pfarrer-Hackethal-Straße.
Bad Harzburg hat darüber hinaus weitere Erinnerungsstätten geschaffen:
- Auf dem Friedhof in Bad Harzburg direkt an der Geismarstraße (im Bereich der Unterführung der Schnellstraße von der Ilsenburger Straße abzweigend) befindet sich am Haupteingang gleich links an der Mauer von Efeu umrankt eine am 20. 7. 1999 eingeweihte Schiefertafel (ca. 100 x 150 cm) mit der überschrift Den Opfern der NS-Gewaltherrschaft zum Gedenken; es folgen untereinander die eingeritzten Namen Wilhelm Reupke, Max Ohrenstein, Dr. Max Cohn, Herbert Cohn, Josepha Goldstein, Else Szkolny, Margarete Szkolny, Daniel Bochenek, Jacob Bochenek, Rosel Bochenek, Arno Stoy, Ernst Casties, Adolf Dimmick, Christoph Hackethal, Sergant Hambel und Lt. Anthony Santomiery.
- Eine Gedenktafel aus Metallguss (ca. 40 x 60 cm) wurde am Bündheimer Schloss links vom Haupteingang in Augenhöhe zur Erinnerung an Oberstarzt Dr. Attwenger u.a. am 11. 10. 2001 angebracht; er hat gegen die offizielle Befehlslage die Stadt kampflos übergeben und damit die Tötung Unschuldiger verhindert. Das Bündheimer Schloss befindet sich in der Gestütsstraße 1 und ist heute eine häufig genutzte Veranstaltungsstätte.
- Bereits am 3. 6. 1951 wurde am Rande des Ehrenfriedhofs für die Gefallenen des 2. Weltkrieges eine Steintafel mit der erhabenen Inschrift Den Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft angebracht.
über das Schicksal der unter 1.) und 2.) genannten Personen wird in der im Jahr 2000 von Harald Meier und Kurt Neumann herausgegebenen Harzburger Chronik berichtet.
Kontakt
Stadt Bad Harzburg, Hauptabteilung, Herr Otte, Forstwiese 5, 38667 Bad Harzburg, Tel. 05322/74-120, Fax 74-278.
Braunlage
Die Stadt Braunlage hatte auf eine erste Anfrage hin zunächst jedwedes Vorhandensein von Gedenkstätten in Abrede gestellt. Erst auf gezieltes Nachfragen räumte sie ein, innerhalb ihrer Gemeindegrenzen über einen Gedenkort zu verfügen. In den Holz verarbeitenden Betrieben und im Granitsteinbruch wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Zwangsarbeiter aus Osteuropa eingesetzt.
- In einem größeren Artikel berichtete die Goslarsche Zeitung am Mittwoch, den 11. 9. 1996 ausführlich über die Grabstätte der 61 sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter - auch Frauen, die in Braunlage auf dem Bergfriedhof an der Lauterberger Straße (B 27) beigesetzt wurden. Dort befindet sich auch ein Gedenkstein, allerdings in schlechtem Zustand. Die Stadt ist für die Pflege zuständig und verantwortlich.
- Die Stadt Braunlage war eine der Stationen der Todesmärsche im April 1945 der KZ-Häftlinge aus dem Lager Mittelbau-Dora bei Nordhausen. Aus diesem Grunde wurde am Toten- oder Ewigkeitssonntag 26. 11. 2001 auf dem Gelände der evangelischen Trinitatisgemeinde in Verbindung mit einem Gottesdienst durch die Harzer Spurensuche-Vereinigungen eine Erinnerungsstele aufgestellt; solche zur Mahnung dienenden Stelen stehen im Rahmen des Wegzeichenprojektes Westharz bereits an verschiedenen Stellen. Das Kirchengelände befindet sich mitten im Ort in der Herzog-Wilhelm-Straße.
Kontakte
Stadt Braunlage, Postfach 1140, 38691 Braunlage, Ordnungsamt, Herr Langkabel, Tel. 05520/940-130, Fax 2229.
Kreisheimatpfleger Karl-Günther Fischer, Dr.-Barner-Str. 2, 38700 Braunlage, Tel. 05520/581, Fax 05321/76-99409.
Goslar
Infolge ihrer etwas makabren "braunen" Vergangenheit im 20. Jahrhundert ("Reichsbauernstadt") weist die Stadt Goslar einige Gedenkstätten für die Opfer der Unrechtsherrschaft auf.
- Mitten in der südöstlichen Altstadt, an der Ecke von Trollmönch und Glockengießer Straße, dort, wo während des III. Reiches das sog. "Judenhaus" stand und nach dessen Abriss 1959 nun ein freier Platz ist, wurde am 9. 11. 1988 eine Tafel angebracht und eine Grünfläche gestaltet, welche die Erinnerung an die während des Holocaust ermordeten Goslarer Mitbürger mosaischen Glaubens wachhalten sollen.
- 1997 wurde die auf dem Goslarer Friedhof Hildesheimer Straße befindliche Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft neu gestaltet; die Faschismusopfer wurden von den Kriegsgräbern getrennt, der Stein Den Opfern der Gewaltherrschaft 1933 - 1945 wurde zu einem Gräberfeld in Feld IV umgesetzt und als Erinnerungsstätte gestaltet; zum Gräberfeld wurde eine Namenstafel geschaffen. (Den einfachsten Zugang zur Gedenkstätte findet man von der Straße Am Friedhof, an der Eisenbahnunterführung von der Astfelder Straße abzweigend).
- Am Montag, den 23. 4. 2001 wurde am Bahnhof Oker (heutiges Jugendzentrum "Gleis 95"), dem Harzer Endpunkt des "Großen Todesmarsches" vom KZ Mittelbau-Dora über den Harz, eine Gedenkstele mit Begleittafel der öffentlichkeit übergeben; begleitend dazu erschien die Spurensuche-Schrift Von "Dora" bis zum Bahnhof Oker: Das Wegzeichenprojekt Westharz und der Marsch des Lebens.
- Am Freitag, den 21. 6. 2002 wurde in Anwesenheit von Bürgermeister Rüdiger Wohltmann, einigen Mitgliedern des Rates der Stadt Goslar, dem Kommandeur des benachbarten Fliegerhorstes, interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie Mitgliedern des Vereins Spurensuche Goslar e.V. der jüngste Goslarer Gedenkstein eingeweiht. Er steht an der Einmündung der Stapelner Straße in die Grauhöfer Landwehr auf dem Flurstück "Magdeburger Kamp" und soll daran erinnern, dass sich auf dem Gelände über zwei Jahre ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald befand. Eine metallene Platte gibt über den Sachverhalt Auskunft; die Häftlinge mussten u.a. auf dem nahe gelegenen Fliegerhorst und in der Sandgrube Hahndorf Zwangsarbeit leisten.
An etlichen Stellen in der Kernstadt weisen Tafeln an Hauswänden auf die Leiden von vor allem jüdischen Mitbürgern in Goslar während des III. Reiches hin
Weitere Erinnerungsstätten gibt es in zwei weiteren Goslarer Ortsteilen:
- Hahndorf: Auf dem Friedhof der Kirchengemeinde an der Försterbergstraße im Eingangsbereich gegenüber der Schmiedestraße ist an einer Stützmauer links gegenüber der Aussegnungshalle eine Schieferplatte (40 x 80 cm) mit eingekerbten und farbig hervorgehobenen Schriftzeichen angebracht, deren Text lautet:
Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft
Walter Krämer 6. 11. 1941
Karl Peix 6. 11. 1941
Henry Jens Sörensen 20. 10. 1944
- Jerstedt: Etwas abseits gelegen, im Neubaugebiet östlich der Hahndorfer Straße", von Hahndorf kommend erste Straße links Hermann-Löns-Weg, abbiegend bis Ecke Hugo-Remmert-Straße, ist im Eckbereich links eine Grünanlage gestaltet, in der sich ein ca. 1,20 m hoher Findling mit der Inschrift VERGESST NICHT DIE OPFER DER WILLKüR UND GEWALT befindet. Die Buchstaben sind eingeritzt und mit schwarzer Farbe nachgezogen; an der rechten Seite ist ein Kreuz aus Stacheldraht modelliert. Die Anlage ist gepflegt und gut sichtbar.
Weiterhin widmet nunmehr auch das Rammelsberger Bergbaumuseum in der umfangreichen und vielschichtigen Darstellung seiner über 1000jährigen Geschichte eine museumspädagogisch gut aufgearbeitete Abteilung der örtlichen Problematik der Zwangsarbeiter im Goslarer Bergbau zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft.
Kontakte
Stadt Goslar, Fachbereich Kultur- und Stadtgeschichte, Rosentorstraße 27, 38640 Goslar, Dr. Heidi Roch-Stübler, Tel. 05321/75 78 11, Fax 75 78 75.
Verein Spurensuche Goslar e.V., Vorsitzender Frank Jacobs, Oberer Triftweg 1, 38640 Goslar, Tel. 05321/41387, Fax 41347.
Wolfgang Janz, Wasserstraße 15, 38644 Goslar-Hahndorf, Tel./Fax 05321/81429.
Landkreis Goslar, Referat 12, Dieter Hunstock, Postfach 2020, 38610 Goslar/Harz, Tel. 05321/76-251, Fax 76-99251.
Langelsheim
In Langelsheims Industrie- und Gewerbebetrieben arbeiteten über 1000 Menschen während des 2. Weltkrieges als Fremd- oder Zwangsarbeiter.
Auf dem Langelsheimer Friedhof finden sich zwei Hinweise:
- Am westlichen Eingang des Friedhofs steht rechts vor den Gräbern der Gefallenen im leichten Halbbogen ein steinernes Ehrenmal mit zwei Metallgussplatten, rechts Zum Gedächtnis der Opfer von Recht und Freiheit 1933 - 1945.
- Am Zaun an der Nordseite, ca. 200 m entfernt vom Ehrenmal, liegt am Rande des Friedhofs ein Massengrab für verstorbene ZwangsarbeiterInnen, die im April 1945 zu Tode kamen, acht in sieben Grabstellen, Pflegezustand dürftig, an Kopf- und Fußende Heckeneinfassung, schlichte und auf einem Betonsockel stehende Holzkreuze mit Namen und Daten.
Kontakte
Stadt Langelsheim, Hauptamt, Herr Lobach, Harzstr. 8, 38685 Langelsheim, Tel. 05326/50-471, Fax 50-477.
Renate Ristig, Innersteallee 21, 38685 Langelsheim, Tel. 05326/3435.
Samtgemeinde Oberharz
Die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld war im April 1945 der Kreuzungspunkt zweier Todesmärsche:
- Bad Gandersheim - Bad Grund - Clausthal-Zellerfeld - Braunlage - Elend - Wernigerode (Todesmarsch von Bad Gandersheim)
- Osterode - Clausthal-Zellerfeld - Schulenberg - Oker (Todesmarsch von Mittelbau-Dora).
Vier Gedenkstelen des Wegzeichenprojektes Westharz sollen daran erinnern:
- Vor der Kirche in Clausthal (Nr. 4, Marsch Dora), Adolf Roemer-Straße, mitten im Ort
- Zwischen Zellerfeld und Schulenberg (Nr. 5, Marsch Dora), Parkplatz Mittelberg
- Vor der Zellerfelder Kirche (Nr. 12, Marsch Bad Gandersheim)
- Am Gedenkort "Hirschler Brink" an der B 242, Ortsausgang Richtung Braunlage (Nr. 13, Marsch Bad Gandersheim).
Das KZ-Denkmal Hirschler Brink ist eingezäunt und liegt unmittelbar an der B 242 außerhalb des Ortes, in Richtung Braunlage fahrend linker Hand. Auf einem fast mannshohen Findlingsstein ist eine gitterförmige Metallplatte angebracht, deren Text daran erinnert, dass an dieser Stelle KZ-Häftlinge des Todesmarsches grundlos erschossen wurden.
Ehrenstätten für Polen und Ungarn sind auf dem Friedhof in Clausthal geschaffen worden.
Die bei den Pfauenteichen in der Nähe des Dorotheer Zechenhauses, 150 m von der B 241 kurz vor der Einmündung in die B 242, befindliche Kriegsgräberstätte nennt der Volksmund "Russenfriedhof", weil hier bei einem Luftangriff im Oktober 1944 insgesamt 44 zu Tode gekommene russische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter des Werkes Tanne beigesetzt wurden. Zwei Obelisken weisen auf das Geschehen hin und halten die Namen der Opfer in kyrillischer und lateinischer Schrift fest. Die Fläche ist dreieckig angelegt und von einer zwei Meter hohen Buchenhecke umgeben.
Der "Russenfriedhof" ist beim Näherkommen nicht gleich als solcher zu erkennen. Das Areal wird extensiv gepflegt, ist aber schwer zu finden, wenn überhaupt. Es sollte zukünftig durchgestaltet werden und eine andere Bezeichnung erhalten als die einer "Kriegsgräberstätte", was falsche Assoziationen auslöst. Diese Ruhestätte sollte den Pflegezustand bekommen wie die Fläche auf dem Clausthaler Friedhof an der Burgstätter Straße, die man mit dem großen "Kreuz 1945" zum Gedenken an die Ziviltoten der Luftangriffe eingerichtet hat.
Kontakt
Samtgemeinde Oberharz, Postfach 1052, 38668 Clausthal-Zellerfeld, Tel. 05323/931-105, Fax 05323/931-99105, Frau Ute Berndes.
Sankt Andreasberg
Die Bergstadt Sankt Andreasberg spricht von zwei von ihr betreuten Gedenkstätten für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft:
- Ehrenteil auf dem ev.-luth. Friedhof mit 130 angelegten Gräbern (davon 20 aus der Zeit des 1. Weltkrieges), Pflege der Stätte durch die Stadt, die dafür seit 1951 Landesmittel erhält.
- 13 Kriegsgräber im Park der Rehberg-Klinik, von den dortigen Mitarbeitern gepflegt.
Beide Parkanlagen sind der öffentlichkeit zugänglich. Der Friedhof befindet sich innerorts zwischen den Straßenzügen Schützenstraße/Schulstraße und Glückauf-Weg, nicht weit entfernt von der Kirche und der Stadtverwaltung; die Rehberg-Klinik liegt außerhalb Sankt Andreasbergs und ist über die Braunlager Straße zu erreichen.
Nach Durchsicht der Gräberliste kommt man zu einem etwas differenzierteren Ergebnis. Die allermeisten dieser Grabstellen entpuppen sich als solche von Soldaten verschiedenster Waffengattungen, die in den letzten Tagen des Krieges bei den Kämpfen um die "Festung Harz" den Tod fanden und hier bestattet wurden. Die Suche nach Spuren von Menschen, die zwangsweise hierher verschleppt und durch Arbeit ausgebeutet wurden, gestaltet sich schon schwieriger. Auch die Gräberliste - ansonsten korrekt geführt - gibt wenig Auskünfte. Einiges lässt sich jedoch herauslesen: Bei sechs Toten in den Gräbern 146, 150, 151 und 156 bis 158 sind sowohl die Namen der Toten als auch die Nationalität unbekannt, Todesdatum 14. 4. 1945. Es waren offensichtlich keine Wehrmachtsangehörigen, sonst wäre "Soldat", "Volkssturmmann" oder "OT-Mann" vermerkt worden.
Recht ausführlich sind die Angaben für Ilja Radonow in Grab Nr. 944. Er war russischer Kriegsgefangener, geboren am 15. 8. 1921 in Wolokomsk, gehörte zum Arbeitskommando 3547 und starb am 26. 5. 1944. Bekannt ist auch, dass der Hilfswillige der Deutschen Wehrmacht, der in Grab Nr. 80 beigesetzte Sergei Amosow, am 7. 10. 1924 in Leningrad (heute St. Petersburg) geboren wurde und nicht einmal 21jährig kurz nach Kriegsende am 19.7.1945 verstarb, offensichtlich als Folge von Verletzungen, die er sich während des Krieges zugezogen hatte.
Namen, Geburtstag und -ort sowie das Todesdatum sind von sechs Menschen festgehalten worden, die allgemein als "Arbeiter" bezeichnet werden. Auch sie waren zumeist sehr jung, als sie verstarben; das Lebenslicht von Alexandra S. verlosch einen Tag nach ihrem 19. Geburtstag. Wieviele Zukunftsträume sind damit zu Grabe getragen worden! Diesen jungen Menschen war es nicht vergönnt, leben zu dürfen:
Boris Dolbin (Grab 900), geboren am 7. 8. 1920 in Selenij. Pot., verstorben am 22. 3. 1943.
Alexandra Sawgorownja (Grab 938), geboren am 5. 12. 1924 in Majorowsk, verstorben am 6. 12. 1943 (Nikolaustag).
Valentina Mosgowa (Grab 967), geboren 1917 in Stezkika, verstorben am 29. 1. 1944.
Luca Iltjutschik (Grab 969), geboren 1900 in Kukiminschy, verstorben am 15. 3. 1944.
Maria Mizaj (Grab 1), geboren am 25. 2. 1925 in Polewaja, verstorben am 12. 6. 1944.
Dimitri Kriwtschenko (Grab 84), geboren am 5. 10. 1924 in Rastow, verstorben am 21. 03. 45.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich hier - jedenfalls zum Teil - um ZwangsarbeiterInnen der Metallwerke Silberhütte handelte.
Kontakt
Bergstadt Sankt Andreasberg, Postfach 40, 37442 Sankt Andreasberg, Herr Metzger, Tel. 05582/803-0, Fax 803-16.
Seesen
Im Bereich der Stadt Seesen gibt es drei Gedenkorte, die alle schon sehr lange bestehen. Sie wurden bereits unmittelbar in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, als es noch ein selbständiges Land Braunschweig gab, eingerichtet und an die öffentlichkeit übergeben. Zwei befinden sich im Zentrum der Kernstadt und eins im Stadtteil Münchehof:
- Gedenkstein (viereckige Säule) für die in der sogenannten "Reichskristallnacht" zerstörte Synagoge am Jacobsonplatz (ehem. Jacobsonschule), 1946 eingeweiht; der Text lautet:
HIER STAND
DIE SYNAGOGE DER
JüDISCHEN GEMEINDE SEESEN
WELCHE AM 9. NOV. 1938
FREVELHAFT ZERSTöRT
WORDEN IST
- Gedenkstein (viereckige Säule) für den ermordete Sozialdemokraten Heinrich Jasper am Dr.-Heinrich-Jasper-Platz, 1946 eingeweiht. Unter einem aus dem Stein gehauenen und mit einem Eichenkranz umrankten Portrait des Geehrten steht zu lesen:
HEINRICH JASPER
MINISTERPRäSIDENT
DES LANDES
BRAUNSCHWEIG
1875 - 1945
Auf dem Sockel ist zu lesen:
ER GAB SEIN LEBEN
FüR FREIHEIT UND RECHT
Beide Plätze liegen in der Stadtmitte, verbunden durch die Jacobsonstraße.
- Findlingsblock auf dem Friedhof in Münchehof als Gedenkstein an den Todesmarsch aus dem KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen im April 1945, 16. 9. 1946, Inschrift englisch und deutsch, auf der Umfassungsmauer in 4 weiteren Sprachen:
IN MEMORY OF OUR 23 FORMER PRISONERS
FROM DORA-NORDHAUSEN
CONCENTRATION CAMP VICTIMS
OF NAZI GERMANY
THE COMMITTEE
DEN 23 UNBEKANNTEN EHEMALIGEN
HäFTLINGEN DES KONZENTRATIONSLAGERS
DORA-NORDHAUSEN
OPFER DES HITLER-REGIMES
COMITEE DER KZ-KAMERADEN
Nach Information des Bürgermeisters Hubert Jahns hatte man diesem Stein während der NS-Zeit eine andere Verwendung zugedacht. Der Ortsrat von Münchehof will versuchen, zusammen mit der Stadt Seesen und dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge in den Jahren 2003/2004 eine Renovierung der Gedenkstätte zu erreichen.
Kontakt
Stadt Seesen, Museum, Herr Orend, Marktstr. 1, 38723 Seesen, Tel. 05381/48891, Fax 75261.
Vienenburg
Am Ende der Heilerstraße (von Stadtmitte kommend erste Straße rechts abbiegend von der Goslarer Straße, unmittelbar nach dem Bahnübergang) in der Nähe des Naherholungsgebietes Vienenburger See steht freistehend und gut sichtbar ein etwa 1,50 m hoher, unregelmäßig naturbelassener Granitstein mit Metallplatte (60 x 80 cm) auf der dem Weg zugewandten Seite; die erhabenen Buchstaben zeigen folgende Inschrift:
DIE WüRDE DES MENSCHEN IST UNANTASTBAR.
STADTRAT VIENENBURG ANNO 1988
WIR GEDENKEN ALLER BüRGER AUS
VIENENBURG, IMMENRODE, LENGDE,
LOCHTUM, WIEDELAH UND WEDDINGEN,
DIE AB 1933 WEGEN IHRER GESINNUNG
VERHAFTET, MISSHANDELT UND
öFFENTLICH GEDEMüTIGT WURDEN
Kontakt
Stadtverwaltung Vienenburg, Goslarer Straße 9, 38690 Vienenburg, Tel. 05324/88-0, Fax 88-91.
Literatur
- Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion & Verein Spurensuche Goslar: Das Wegzeichenprojekt Westharz und der Marsch des Lebens.- 2. Aufl., Eigenverlag, Goslar und Osterode 2002
- Baranowski, F.: Geheime Rüstungsprojekte in Südniedersachsen und Thüringen während der NS-Zeit.- Mecke Druck, Duderstadt 1995
- Braedt, M., Hörseljau, H., Jacobs, F. & Knolle, F.: Die Sprengstoffabrik "Tanne" in Clausthal-Zellerfeld. Geschichte und Perspektive einer Harzer Rüstungsaltlast.- 2. Aufl., Papierflieger, Clausthal-Zellerfeld 1999
- Braedt, M., Hörseljau, H., Jacobs, F. & Knolle, F.: Zur Geschichte der "Entsorgungspfade" der toxischen Abwässer der Sprengstoffabrik "Tanne" in Clausthal-Zellerfeld.- Unser Harz 47, H. 2, 1999
- Cramer, H.D.: Das Schicksal der Goslarer Juden 1933 - 1945.- Selbstverlag des Geschichtsvereins Goslar, Goslar 1986
- de Haan, H. & Sattler, R.: Flötenspiel und Totentanz.- Julius Brumby, Goslar 2000
- Hoffmann, O. & Paprotny, R.: Was bleibt? Die Arbeit der Rammelsberger Bergleute von 1800 bis 1988.- Preussag, Hannover 2000
- Jacobs, R.: Terror unterm Hakenkreuz. Orte des Erinnerns in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.- Steidl, Göttingen 2000
- Kleinwächter, G.: Astfeld im 20. Jahrhundert.- Nordharzer Druckerei Krause KG, Goslar 2001
- Knolle, F.: Zum nationalsozialistischen Lagersystem im Westharzgebiet - ein oft verdrängtes Stück Industrie- und Heimatgeschichte.- Unser Harz 45, H. 6, 1997
- Knolle, F.: Die Metallwerke Silberhütte - ein ehemaliger Rüstungsstandort in St. Andreasberg.- Unser Harz 49, H. 2, 2001
- Knolle, F. Die Metallwerke Odertal GmbH - ein NS-Rüstungsbetrieb im Sperrluttertal bei Bad Lauterberg.- Rund um den Hausberg 75, Nr. 1, Bad Lauterberg 2003
- Lange, H.-G.: Die Geschichte der Juden in Goslar.- Selbstverlag des Geschichtsvereins, Goslar 1994
- Meier, H. & Neumann, K.: Harzburg - Chronik einer Stadt.- Lax, Hildesheim 2000
- Mouton, A.: Unverhoffte Wiederkehr aus dem Harz.- Julius Brumby, Goslar 1999
- Sattler, R. & Paul, J.: Schatten der Shoah.- Papierflieger, Clausthal 1993
- Schyga, P.: Goslar 1918 - 1945.- Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1999
- Verein Spurensuche Goslar e.V.: Dem Vergessen Einhalt gebieten.- Eigenverlag, Goslar 1998
- Verein Spurensuche Goslar e.V.: "Gebt uns unsere Würde wieder" - Kriegsproduktion und Zwangsarbeit in Goslar 1939 - 1945.- Goslar 1999
- Vögel, B.: Zwangsarbeit am Rammelsberg.- Der Rammelsberg, Tausend Jahre Mensch-Natur-Technik, Bd. 1, S. 238 - 255, Verlag Goslarsche Zeitung
- Vögel, B. (Hg.): System der Willkür.- Rammelsberger Forum 1, Verlag Goslarsche Zeitung, Goslar 2002
- Wysocki, G.: Die Geheime Staatspolizei im Lande Braunschweig.- Campus, Frankfurt/M. 1997
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