- Forschungs- und Erinnerungsarbeit zu Zwangsarbeiterschicksalen und NS-Geschichte im Harzgebiet -
Gegen das Vergessen - Gedenken an die Reichspogromnacht
Gedenkstunde am Donnerstag, 10.11.2022, 16 Uhr, vor dem ehemaligen Judenhaus, Glockengießerstraße / Zum Trollmöch

Ausstellung: Sterne ohne Himmel - Kinder im Holocaust
Ausstellungszeitraum 4. - 18.11.2022, Ausstellungseröffnung 2.11.2022, 18 Uhr, Forum Adolf-Grimme-Gesamtschule, Bei der Eiche 5, 38642 Goslar

Informationsveranstaltung: Mehr Stolpersteine für Goslar
Montag, 07.10.2022, 19 Uhr, Kulturmarktplatz Goslar, Raum Arcachon, Am Museumsufer 2, Goslar

Einladung zur Filmvorführung rund um den jüdischen Schriftsteller Walter Kaufmann mit Regisseuren
Freitag, 14.10.2022, 19 Uhr,
Cineplex Goslar

Gemeinsame Vortragsreihe von Stadt und Geschichtsverein | Kulturmarktplatz Goslar
Kulturmarktplatz Goslar, Am Museumsufer 2, Raum Arcachon | 05. + 12. Oktober, 18 Uhr

"Meine jüdischen Eltern - meine polnischen Eltern"
Veranstaltungen anlässlich des Holocaust-Gedenktages 2022

Ausstellung, 16.-30.01.2022, Haus der Kirche, Luthergemeinde, Bad Harzburg

Gegen das Vergessen - Gedenken an die Reichspogromnacht
Dienstag, dem 09. November um 16:00 Uhr vor dem ehemaligen "Judenhaus" (am Trollmönch 3/Ecke Glockengießerstraße), Goslar

Einweihung einer Gedenkplatte in Erinnerung an Walter Krämer im Fliegerhorst
Samstag, 6. November 2021 um 11 Uhr am Kreisel in der Walter-Krämer-Straße neben dem Verbindungsweg zum Mittelkamp im Fliegerhorst, Goslar

Andrea Röpke. Lesung und Diskussion. Rechte Raumnahme - Ziele, Vorgehen und Gegenstrategien
Donnerstag, 07. Oktober 2021, 19 Uhr, Begegnungsstätte Oker, Talstraße 3, Goslar

Vortrag im Rahmen der Veranstaltungreihe "Erinnern":
Das historische Ereignis von Oktober 1931 in Bad Harzburg:
Geschehen, Folgen, Auftrag für heute.

Dienstag, 16. November 2021, 18.00 Uhr, Wandelhalle Badepark - Veranstaltungsreihe: Erinnern als Aufforderung zum Ringen um die demokratische Republik heute.

Vortrag im Rahmen der Veranstaltungreihe "Erinnern":
Die extreme Rechte und rechte Gewalt - Ein Blick in die Region

Dienstag, 9. November 2021, 18.00 Uhr, Wandelhalle Badepark - Veranstaltungsreihe: Erinnern als Aufforderung zum Ringen um die demokratische Republik heute.

Ausstellung im Rahmen der Veranstaltungreihe "Erinnern":
"Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen"

Dienstag, 2. November 2021, 18.00 Uhr, Aula der BBS Bad Harzburg, Wichernstr. 6 - Veranstaltungsreihe: Erinnern als Aufforderung zum Ringen um die demokratische Republik heute.

Vortrag im Rahmen der Veranstaltungreihe "Erinnern":
Antisemitismus in Niedersachsen ? einst und heute

Sonntag, 24. Oktober 2021, 14.00-17.00 Uhr, Wandelhalle Badepark - Veranstaltungsreihe: Erinnern als Aufforderung zum Ringen um die demokratische Republik heute.

Veranstaltungsreihe: Erinnern als Aufforderung zum Ringen um die demokratische Republik heute.
Der Verein Spurensuche Harzregion e.V. lädt gemeinsam mit Kooperationspartnern zu einer Veranstaltungsreihe und Ausstellung anlässlich des Treffens der Weimarer Demokratiefeinde zur Harzburger Front vor 90 Jahren:

Der Termin in Kürze: "Das Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld im Dritten Reich" - Vortragsabend mit anschließender Podiumsdiskussion
Vortragsabend und Podiumsdiskussion am 02.12.2019, 19:30, Kaiser-Wilhelm-Schacht, Erzstraße 24, Clausthal-Zellerfeld

Rundgang über den Goslarer Friedhof
Rundgang, Friedhof Goslar, Hildesheimer Straße, 30. August 2019, 16 Uhr

Koscher Kuren? Jüdische Kurgäste in Bad Harzburg - Eine Doppelveranstaltung am Samstag, 29. Juni 2019 in Bad Harzburg
Stadtrundgang und Vortrag am 29. Juni 2019 ab 15 Uhr in Bad Harzburg

Gedenken an die Opfer der Überfälle von SA und SS auf jüdische Bürgerinnen und Bürger in Bad Harzburg
Gedenkveranstaltung, Freitag, 9. November 2018, Bad Harzburg

Geschichte der Rüstungsproduktion der Pulverfabrik Kunigunde bis zum Ende des 2. Weltkrieges
Vortrag des GHV - Geschichts- und Heimatvereins Dörnten e.V.

Film - Wir sind die Juden von Breslau
Filmvorführung am Sonntag, 28.10.2018 um 17:30 im Goslarer Theater, Breite Straße 78, Goslar

Einladung - 20 Jahre Spurensuche
05.11.2018, 19 Uhr, im Großen Heiligen Kreuz, Goslar

"Rechtsextremismus im Nachkriegsdeutschland der Region Nordharz"
Vortrag von Dr. Peter Schyga, 24.05.2018 18:30, ehem. Standesamt Goslar

"Die blutige Rosa? Terror und Gewalt in der Politik von Rosa Luxemburg"
Vortrag mit Dr. Jörn Schütrumpf, 04.05.2018 19:99, Restaurant Platon, Bäringerstr. 6, Goslar

"Die 'Harzburger Front' von 1931 und heutiger Rechtsextremismus - Parallelen und ideologische Wurzeln"
Vortrag von Markus Weber, 03.05.2018 18:30, ehem. Standesamt Goslar

Arbeiten für Großdeutschland - Teil 10

Stadtarchiv Bad Lauterberg
KptLt a.D. Helmut Lüder

Kontakte zwischen deutscher Bevölkerung und Ausländern

Das Auftreten der vielen Ausländer in Bad Lauterberg und die Beschäftigung bei den diversen Arbeitgebern in der Stadt legt auf den ersten Blick den Schluß nahe, daß eine Fülle von Kontakten zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Ausländern bestand. Die Frage ist nur: wieweit reichten diese Kontakte? Beschränkten sie sich nur auf das bloße Sehen und die rein dienstlichen Angelegenheiten im Betrieb oder gab es auch weitergehende, wirtschaftliche wie auch private Beziehungen. Administrative und dienstliche Kontakte zwischen Ausländern und Deutschen waren auf jeden Fall vorhanden. Sie erstreckten sich auf deutscher Seite auf Gestapo, Polizei, Gesundheitsbehörden, ärzte, Arbeitsämter, Parteiorganisationen (DAF und Reichsnährstand), Reichsbahn, Reichsforst sowie Stadt- und Gemeindebehörden, nur um die wichtigsten zu nennen. Hinzu kamen natürlich noch die betrieblichen Kontakte, wie: Arbeitgeber und Betriebsleitung, Meister, Vorarbeiter, Arbeitskollegen sowie das Wach- und Lagerpersonal. Diese mehr oder weniger geschäftsmäßigen Beziehungen sollen hier aber nicht weiter betrachtet werden. Die Frage nach den wirtschaftlichen und privaten Beziehungen ist da schon interessanter. Wie reagierte die deutsche Bevölkerung auf die "Fremdländischen" um im nationalsozialistischen Jargon zu bleiben?

Entsprechende Archivalien sind im Stadtarchiv nicht vorhanden. Eine breit angelegte Zeitzeugenbefragung im Rahmen der mündlichen Geschichtsschreibung wäre wohl das einzige Mittel, die damaligen Verhältnisse und Geschehnisse aufzuarbeiten. Diese Zeitzeugenbefragung wurde nach mehrmaligen Ansätzen aufgrund der Problematik des Themas abgebrochen. Der angesprochene Personenkreis beschränkte sich nicht darauf, in den Gesprächen den damaligen Sachverhalt zu schildern, sondern er war sofort bestrebt seine eigenen meist negativen Erfahrungen mit den Alliierten als Kriegsgefangener, Flüchtling, Vertriebener oder Bombenopfer in das Gespräch einzubringen. Es gab dabei eine verblüffende ähnlichkeit der Aussagen über die jeweiligen persönlichen Verhaltensweisen. So sagten fast alle, daß sie den Ausländern gegenüber durchaus freundlich gegenüberstanden und ihnen vielfach auch geholfen haben. Es wußten auch viele, allerdings immer nur über dritte Personen, von der schlechten Behandlung der ausländischen Arbeitnehmer in den etrieben und den Lagern in Bad Lauterberg. Das eigene private und betriebliche Umfeld soll jedoch immer korrekt mit den Ausländern umgegangen sein. Die in den Quellen und Anmerkungen namentlich genannten Zeitzeugen sprachen frei und unvoreingenommen über diese Zeit, ihnen sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt. Es kristallisierte sich letztendlich heraus, daß die einheimische Bevölkerung offensichtlich und auch entgegen den Vorstellungen der nationalsozialistischen Führung, die ausländischen Arbeitskräfte gleichgültig bis kollegial, manchmal wohl auch freundlich behandelt hat. Das änderte sich mitunter schnell, wenn Deutsche und Ausländer in Konkurrenz zueinander traten bzw. die deutsche Bevölkerung auch nur vermeintlich geringfügige Nachteile erlitt. So führte es zum Unmut in der ansässigen Bevölkerung, daß Ostarbeiter und Kroatinnen aus Lagern in und um Osterode in Gemüse- und Kolonialwarenläden einkauften, was zu Verboten solcher Einkaufsgänge und zur Beschlagnahme der gekauften Dinge führte78. Ungewöhnlich ist bei diesem Vorfall auch, daß Kroatinnen, die ja immerhin aus einer mit Deutschland verbündeten Nation kamen, mit den Ostarbeiterinnen gleichbehandelt wurden. In Bad Lauterberg gab es Vorfälle, daß Ostarbeiter, die in ihrer sicher nicht sehr reichlichen Freizeit in den umliegenden Dörfern auf den Feldern zusätzlich arbeiteten und dafür von den Landwirten mit Lebensmitteln entlohnt wurden, ihnen diese Lebensmittel rigoros durch die Lagerleitung und das Wachpersonal abgenommen wurden.

Besonderes Augenmerk richteten die Nationalsozialisten auf sexuelle Kontakte bzw. Liebesbeziehungen zwischen Deutschen und Ausländern, wobei die Repressionen in solchen Fällen gemäß den rassischen Vorstellungen sehr unterschiedlich sein konnten. Sie konnten von einer schlichten Mißbilligung, wenn Franzosen, Belgier, Niederländer oder Tschechen daran beteiligt waren, bis zu drakonischen Strafen für beide Teile des Paares reichen, wenn Polen oder Ostarbeiter daran Anteil hatten79. So drohte Ostarbeitern die Todesstrafe, Ostarbeiterinnen die Einweisung in ein Konzentrationslager, wenn sie sexueller Kontakte mit deutschen Partnern überführt wurden. Auch die deutschen Partner hatten mit einschneidenden polizeilichen Maßnahmen zu rechnen80.

Aus diesen wenigen bruchstückhaften Quellen kann man eigentlich nur schließen, daß die einheimische Bevölkerung angesichts der politischen Verhältnisse engere Beziehungen zu Ausländern nach Möglichkeit verdeckt hielt, um Verfolgungen und Nachstellungen seitens der Behörden zu entgehen. Sicher ist auch, daß partnerschaftliche Kontakte zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Ausländern existierten und daß generell die Menschen pragmatisch auf die neuen ausländischen Arbeiter reagierten und nicht, wie es die NSDAP verlangte, konsequent ideologisch ausgerichtet. Es muß aber unterschieden werden zwischen den in Lagern untergebrachten ausländischen Arbeitern und den ausländischen Landarbeitern, Handwerkern und Hausgehilfen, bei denen manchmal das Verhältnis zu ihren Arbeitgebern freundschaftlich und nicht diskriminierend war, so daß sich noch jahrelange Briefkontakte in der Zeit nach dem Krieg erhalten haben81.

überwachung und Repression

Die in Deutschland eingesetzten Ausländer wurden während ihres gesamten Aufenthaltes von staatlichen oder halbstaatlichen Behörden und Institutionen begleitet und überwacht. Da der Arbeitseinsatz in den überwiegenden Fällen nicht freiwillig erfolgte, war es der deutschen Regierung und Verwaltung klar, daß die ausländischen Zivilarbeiter wegen der schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen oder einfach auch aus Heimweh heraus, in großer Zahl versuchen würden Deutschland zu verlassen. Der Einsatz der ausländischen Arbeiter und vor allem deren Arbeitsleistung war von großer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Daher unternahmen Polizei und Behörden große Anstrengungen, um durch Abschreckung und mit empfindlichen Strafen solche Arbeitskraftverluste zu vermeiden. In allen Fällen der eigenmächtigen Abwesenheit von ausländischen Arbeitskräften war generell die Gestapo zu informieren.

Ein weiterer Grund der rigorosen Bespitzelung und überwachung war in der Furcht begründet, daß die Zivilarbeiter aus den sogenannten "Feindstaaten" Aufstände anzetteln, Sabotage im großen Stil durchführen oder generell die deutsche Bevölkerung bedrängen könnten. Man versuchte daher, allerdings nicht immer mit Erfolg, einen tiefen Graben zwischen der Bevölkerung und den ausländischen Arbeitskräften zu ziehen. Besonders empfindlich reagierten staatliche Stellen wenn eine Vermischung von Deutschen und Ausländern zu befürchten stand, wie etwa bei Liebesbeziehungen zwischen Deutschen und Ausländern, vor allem dann, wenn die Partner Polen oder Ostarbeiter waren.

Die Gestapo nutzte die örtlichen Parteiorganisationen, Polizei- und Gendarmerieposten um das Netz der überwachung sehr dicht zu knüpfen. In Bad Lauterberg sind mehrere Festnahmen von Ausländern aktenkundig82:

Tabelle 10

Name/ Vornamegeb. Dat.geb. OrtNat.VerhaftungFirma
Andreani, Antonio13.06.1896S. FedeleI03.01.1943Schickert
Lazarato, Constante05.03.1891S. GuiseppeI03.01.1943Schickert
Ingenti, Lino24.11.1912VillafrancaI03.01.1943Schickert
Rossi, Cesare18.06.1900CrezonaI03.01.1943Schickert
Belloni, Andrea22.03.1903Mornio al SerioI03.01.1943Schickert
Deselli, Antonio09.09.1916CemonaI03.01.1943Schickert
Roselli, Ercole03.07.1899ParmaI03.01.1943Schickert
Nolli, Ciovan03.02.1901Cene- BergamoI03.01.1943Schickert
Amosow, Wladimir15.06.1926WenewaSUunbekannt Schickert
Breus, Alexander02.12.1925FeodosijaSU12.02.1944Baryt-Ind.
Serebrjanskij, Wladimir19.12.1920SumySU14.07.1943Miag
Kowenja, Wladimir08.12.1924UteljankaSU22.08.1944Miag
Torjanik, Wladimir10.05.1924SlawjanskSU21.09.1944Miag
Horenko, Sergej13.09.1900MitinziSU08.10.1943Metall-werk

Torjanik, Wladimir wurde am 16.1.1945 wieder aus der Haft entlassen und bei der Fa. Miag-Mühlenbau in Bad Lauterberg erneut eingestellt. Horenko, Sergej wurde von der Gestapo in ein Erziehungslager verbracht und ist dort gemäß den Angaben auf der Meldekarte verstorben, Ort und Zeit sind unbekannt. Was aus den anderen ausländischen Arbeitskräften wurde, ist nicht bekannt.

Die alltägliche Behandlung der Ausländer durch Lagerpersonal, Betriebsleiter und Gestapo war durch Verordnungen geregelt, die eigentlich Exzesse wie Schikanen, Beleidigungen und Prügel ausschließen sollten. Bei Arbeitsverweigerungen war ausschließlich die Gestapo zuständig. Den Betriebsführungen wurden andere Mittel zugestanden, um schlechte Arbeitsleistungen mit Sanktionen zu belegen, z.B. die zeitweilige Streichung der warmen Mahlzeit83. Die Lager-verwalter und ihr Personal hielten sich nicht immer an diese Vorgaben.

In Bad Lauterberg ist durch Zeitzeugen bestätigt84 worden, daß die Lagerverwalter und ihr Personal in den großen Arbeitslagern im Odertal Unterschlagungen, Schikanen, Beleidigungen und Prügel als sogenannte Erziehungsmaßnahmen angewandt haben. Es muß davon ausgegangen werden, daß es sich dabei nicht um Ausnahmen, sondern um häufig vorkommende Praktiken gehandelt hat.

Fußnoten
78 HSA Hannover, Hann. 310 IO Nr. 170.
79 KreisA Osterode, Karton Nr. 041, Sign. X01.450.01-4540.
80 Der Ausländereinsatz im Landkreis Osterode 1939 - 1945, C.H. Gattermann, P. 110 (Fußnote).
81 PA Helmut Lüder, Briefe des französischen Kriegsgefangenen Raymond Morard aus Molaine (Aisne) an Bäckermeister Eduard Herbst Bad Lauterberg.
82 siehe Anlagen (Dokumente + Lagepläne). SA Bad Lauterberg, Meldekartei für Ausländer 1939 - 1946.
83 KreisA Osterode, Karton Nr. 041, Sign. X01.450.01-4540.
84 SA Bad Lauterberg, Brief der Mathilda Danco, Juli 2004 zur Bestätigung ihrer Zwangsarbeit. PA Helmut Lüder, Erlebnisbericht von Bäckermeister Eduard Herbst, P. 1 - 3.


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